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Von Axel Bußmer

 

 

 

Ich trat einen Schritt zurück. Jetzt konnten sie mich von ihrem Platz aus nicht mehr sehen.

Sie saßen auf einer Sitzbank, hatten Kopfhörer auf und sahen sich einen Filmschnipsel aus der Krimiserie „Doppelter Einsatz“ an. Despina Pajanou hatte mal wieder eine neue, blonde Kollegin bekommen.

Die beiden waren frisch verliebt und bekamen von der Welt um sie herum nichts mit.

Ein schönes Bild, wenn – ja, wenn er nicht mein Ehemann wäre und wir uns nicht erst vor 348 Tagen ewige Treue geschworen hätten. Auch wenn ihnen kirchliche Treueschwüre nichts bedeuten, mir bedeuten sie etwas. Und jetzt machte er vor meinen Augen mit diesem blonden Flittchen herum.

Sie wandte ihm ihr Gesicht zu. Im Profil sah die Praktikantin beim hiesigen LKA nicht schlecht aus. Ich konnte verstehen, dass Männer auf dieses Püppchengesicht flogen. Nur, von meinem Mann hatte ich etwas mehr Treue erwartet.

 

 

 

 

Als wir vor einem guten Monat die Ausstellung „Die Kommissarinnen“ im Berliner Filmhaus besucht hatten, hatte er sich die Bilder nur flüchtig angesehen. Die Filmausschnitte und Interviews mit den TV-Polizistinnen wollte er sich überhaupt nicht anhören. Er hält die ganzen Frauenkrimis für Müll. Sie hätten nichts mir der Wirklichkeit zu tun. Nun, als Polizist musste er es ja wissen.

Ich sehe mir gerne Fernsehkrimis an. Sie lenken von der tristen Wirklichkeit ab. Oder glauben Sie wirklich, irgendein Beruf sollte im Fernsehen genauso gezeigt werden wie er ist? Das gäbe einfach nur unglaublich langweiliges und abstoßendes Fernsehen. Nichts Unterhaltsames. Deshalb hatte ich die Filmschnipsel genossen. Jedenfalls soweit das mit einem drängelnden und murrenden Mann im Arm geht.

Aber jetzt, konnte er nicht genug von ihnen bekommen. Er drückte wieder auf den Knopf und die beiden Kommissarinnen trafen sich wieder zum ersten Mal in ihrem Büro.

Am liebsten hätte ich ihn erwürgt – wenn er nicht so kräftig und sportlich wäre.

 

 

 

 

Hasserfüllt blieb ich im Durchgang stehen. Ein junger Mann schob sich an mir vorbei. Er berührte mich dabei mehrmals.

Ich sah ihn taxierend an. Klein, bereits jetzt ein leichter Bauchansatz und anscheinend hatte er gerade einen Döner gegessen.

Ich schüttelte den Kopf.

Er begann leicht enttäuscht die kurzen Texte an der Wand zu lesen. Dabei berührte er mit seiner linken Hand seinen Schwanz.

Er sah mich wieder an.

 

 

 

 

Ich nickte ihm einladen zu.

Er kam zu mir und wir gingen zurück in den vorherigen Ausstellungsraum.

„Sollen wir?“ Ich schob mein Becken etwas nach vorne.

„Allzeit bereit.“

Ich lächelte ihn verführerisch an.

„Aber – nun, diese Bilder“, ich deutete zum zweiten Ausstellungsraum, dem mit den Fotos von Herlinde Koelbl, „diese starken Frauen mit den Pistolen. Das macht mich an. Verbrechen. Gewalt.“

„Ja.“

„Wenn wir –„

„Was immer du willst.“

Meine Zunge glitt langsam über meine Lippen. „Nun, wenn wir eine Szene spielen –„

„Welche?“

„Diebstahl.“, flüsterte ich.

„Was?“

„Du klaust mein Portemonnaie. Ich verfolge dich. Und wenn ich dich dann gefangen habe – na du weißt schon.“

„Klar.“ Er streckte seine Hand aus.

„Nein. Du musst es schon aus meiner Hosentasche ziehen.“

Ich hob mein Jackett etwas an und klopfte auf meine rechte Pobacke. Der Geldbeutel zeichnete sich deutlich ab.

Er nickte und wollte sofort zugreifen.

Ich schüttelte den Kopf. „Langsam. Mit Gefühl.“

„Gut.“

Ich drehte mich zum Fenster und begann die ausgestellten Kleider der Fernsehkommissarinnen zu studieren.

Der junge Mann begann langsam meinen Po abzutasten. Hmm, er hatte wirklich gefühlvolle Hände. Dann zog er das Portemonnaie aus der Tasche.

Draußen.

„Los.“

Er lief in Richtung Ausgang.

Ich hinterher.

Mein Mann kümmerte sich jetzt nur noch um dieses blonde Flittchen.

„Haltet den Dieb!“, rief ich.

Der junge Mann lief weiter. Triumphierend hielt er den Geldbeutel hoch. Ihm schien das Spiel zu gefallen.

Mein Mann hörte meinen Ruf und fuhr sofort hoch. Ohne nach links oder rechts zu sehen hechtete er über die Rückenlehne, warf eine Vitrine um und setzte dem vermeintlichen Dieb hinterher.

Ich zog meine Dienstwaffe.

„Stopp! Polizei!“

 

 

 

 

Niemand blieb stehen. Der falsche Dieb hielt dies für ein Teil des Spiels. Mein Mann wusste, dass ich nicht schießen würde. Jedenfalls nicht ohne einen Warnschuss in die Decke.

Pah.

Die Vorschriften gelten für normale Situationen.

Ich brachte die Waffe in Anschlag und schoss dem Ehebrecher seinen Kopf weg.

Ein sauberer Schuss.

Das Geräusch stoppte den falschen Dieb.

Ehe er etwas sagen konnte, erschoss ich den unliebsamen Zeugen.

 

 

 

 

Mein Mann sank tot auf den Boden, während sich seine Gehirnmasse im Raum verteilte.

Das Flittchen schrie und hielt sich Augen zu.

Jetzt gab ich den vorschriftsmäßigen Warnschuss ab.

„Okay. Alles in Ordnung. Ich bin Polizeihauptkommissarin Edwina Holz. LKA Berlin.“, sagte ich zu ihr und steckte meine Dienstwaffe zurück in den Schulterhalfter. In Gedanken formulierte ich bereits meinen Bericht.

 

 

ENDE

 
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